‚keep the fire burning‘  Maximilian Moll


Feuer steht für Wärme und Licht, kann sich aber auch zu einer zerstörerischen, alles verschlingenden Kraft ausweiten. Aus diesem Spannungsfeld heraus ist eine den gesamten Ausstellungsraum umfassende, beeindruckende Dramaturgie entstanden. Die lodernden Videobilder folgen indessen keinen einfachen Erzählmustern. Sie schaffen einen Resonanzraum, in dem Erinnerungen, aber auch kollektive archaische Vorstellungen stimuliert werden und sich zu einer besonderen ästhetischen Erfahrung verdichten. Der erste Eindruck eines angenehm wärmenden Feuers verkehrt sich in sein Gegenteil. Ein virtueller Brandherd weitet sich geräuschvoll zu einer regelrechten Katastrophe aus. Autos stürzen in ein Flammenmeer und sogar ganze Häuser explodieren. Zwischen Purgatorium und Scheiterhaufen, Vorhölle und Endzeit eröffnet sich ein schier unerschöpflicher Erfahrungsraum, an dem sich zahlreiche Gedanken und innere Bilder entzünden können. In einem aufwendigen Prozess hat Maximilian Moll computergenerierte Bilder und eigene Videoaufnahmen mit Bildmaterial überblendet, das er verschiedenen Quellen und Archiven entnommen hat. Eine wie für den Ausstellungsraum des Kunstvereins gemachte, hochbrisante, begehbare, vor allem in den Abendstunden fesselnde Arbeit.

Peter Friese

anlässlich der Ausstellung im Kunstverein Ruhr 



Feuer ist das bestimmende Element von Maximilian Molls Videoinstallation "Keep the fire burning". Mit mehreren Projektionen setzt der Künstler einen gesamten Ausstellungsraum in Brand. Dabei spielt er mit den unterschiedlichen Qualitäten und Bedeutungen von Feuer. Ob Waldbrand oder Lagerfeuer, Kerzenschein und Feuersbrunst, die Beziehung des Menschen zum Feuer war von jeher ambivalent. Feuer steht für Wärme und Licht, kann sich aber auch zu einer zerstörerischen Kraft ausweiten. Aus diesem Spannungsfeld heraus ist eine raumgreifende Dramaturgie entstanden. Die Videobilder folgen allerdings keinen einfachen Erzählmustern. Sie schaffen einen vielschichtigen Resonanzraum, in dem persönliche Erinnerungen stimuliert werden und sich mit den Feuerbildern zu einer besonderen Form ästhetischer Erfahrung verbinden.

Zu Beginn entflammt ein gewaltiges Streichholz. Es ist gleichsam die Initialzündung des gesamten Videoloops. Mit ihm wird der Ausstellungsraum schlagartig erleuchtet. In der Folge erscheinen vereinzelt Flammen, die sich vom Boden ausgehend langsam über mehrere Wände ausbreiten. Der erste Eindruck eines angenehm wärmenden Feuers verkehrt sich sehr schnell in sein Gegenteil. Der virtuelle Brandherd weitet sich geräuschvoll zu einer regelrechten Katastrophe aus. Autos stürzen in ein Flammenmeer und sogar ganze Häuser explodieren.

In einem aufwendigen Prozess hat Maximilian Moll computergenerierte Bilder und eigene Videoaufnahmen mit Bildmaterial überblendet, dass er verschiedenen Quellen und Archiven entnommen hat. Das so entstandene Szenario erscheint wie ein Albtraum, der durch immer wieder neu hervorbrechende Bilder und Erinnerungen befeuert wird. Sehen wir dokumentarische Aufnahmen? Ist dies ein realer Kriegsschauplatz? Oder handelt es sich doch nur um spektakuläre Actionsequenzen eines amerikanischen Spielfilms? Die genaue Provenienz der Bilder lässt sich durch den Betrachter nicht erschließen. Dennoch kommen uns diese Bilder auf eigentümliche Weise bekannt vor. In dieser Ambivalenz liegt eine besondere Qualität der Arbeit. Ob Wirklichkeit oder Traum, Dokument oder Fiktion, die zahlreichen Assoziationen, die das Gesehene, durch die starken zum Teil überwältigen Bilder auszulösen vermag, verbleiben in einem spannungsgeladenen Zustand des Unentschieden.

Die Vernichtung materieller Güter, das symbolische Verbrennen von Geldscheinen, gewinnt vor dem Hintergrund einer globalen Finanzkrise und Kriegschauplätzen in Afghanistan und Irak einen weiteren aktuellen Bedeutungszusammenhang. Doch viel stärker wirken mythische, religiöse und archaische Bilder nach, die tief in unserem kulturellen Erbe verwurzelt sind. Oszillierend zwischen Purgatorium und Scheiterhaufen, Vorhölle und Endzeit eröffnen sie einen unerschöpflichen Erfahrungsraum, an dem sich zahlreiche Gedanken entzünden lassen. In diesem Sinne kann der destruktive Titel der Arbeit „Keep the fire burning“ auch ganz positiv verstanden werden.


Ingo Clauß

- Kurator Neues Museum Weserburg


Ausgestellte Arbeit:

Maximilian Moll

Keep the fire burning, 2008

5-Kanal Videoinstallation


Homepage des Künstlers: http://www.mmoll.com

Informationen zum Videokunst Förderpreis: http://filmbuero-bremen.de


Boris von Brauchitsch:


Wasser und Feuer sind traditionell Symbole für die reinigende und zerstörende Kraft der Elemente und Moll setzt wiederholt auf dieses geläufige Bildvokabular, so auch in seiner Videoinstallation keep the fire burning (2008). In einer Ecke des Raums entflammt ein Streichholz, dann schlagen Flammen vom Boden die Wände empor, wir sehen Dollarnoten in den Flammen aufgehen und bald ist das Feuer durch die Fenster sogar von draußen erkennbar. Die Explosionen häufen sich, auch hier stürzt schließlich der Wagen über die Klippe, wie es sich für einen zünftigen amerikanischen Krimi ziemen würde, doch die Botschaft, die im Titel weiterglüht, bleibt ambivalent. Wer hat den Brand entfacht? Ist der Titel Wunschtraum eines Pyromanen oder politisches Statement des Künstlers? Gibt es vielleicht gar keinen Unterschied zwischen beiden? Ist die Installation ein Kommentar zur Wirtschaftskrise, die, angefacht von Geldgier und Größenwahn, weltweit spürbar ist, oder eine Randbemerkung zum Konsumterror, zur Vergänglichkeit, gar eine religiöse Mahnung, den irdischen Reizen abzuschwören?